So Long, Marianne à Song auf folgenden Alben à The Songs Of Leonard Cohen, 1968; à Greatest Hits, 1975; à Field Commander Cohen, 2001; à Live in London, 2009; à Greatest Hits, 2009, sowie auf der als 2011 nochmals unter dem „Reclam All Time Best“, veröffentlicht; à Live At The Isle Of Wight Festival 1970, 2009.
Summende Geigen, blecherne Gitarren und eine stotternde Snare-Trommel kreieren eine falsche Cajun-Stimmung, mit der Cohens Abschiedsworte problemlos verschmelzen (seine Beziehung zu Marianne Ihlen war zu diesem Zeitpunkt offenkundig am Sterben). Die klagenden Stimmen der weiblichen Background-Sängerinnen dominieren über den einprägsamen Refrain. Die Tatsache, dass der Song über Jahre hinweg im Hauptrepertoire eines Straßenmusikanten war, hat seine Kraft kompromittiert. Für diesen wunderschönen Song brauchte Cohen ein ganzes Jahr – er spiegelt die Endphase seiner Beziehung zu Marianne Ihlen wieder. Cohen sagte später über das Lied: „Ich dachte nicht, dass es ein Abschiedssong war, aber jetzt denke ich das schon.“ Tatsächlich ist das Hauptthema des Songs die Notwendigkeit eine Beziehung neu zu definieren – „es ist Zeit, dass wir begannen / wieder über alles zu lachen und zu weinen und zu weinen und zu lachen“. Der Song enthält einige wunderschöne Phrasen: Die Zeile „Wir lernten uns kennen, als wir noch fast jung waren“ erzeugt das Schauern authentischer Poesie. Es stößt auch auf einige von Cohens immer wiederkehrenden Themen: Einsamkeit („Deine Briefe sagen alle, dass du bei mir bist / Warum fühle ich mich dann so alleine?“), Freiheit, und Existenzangst („Du bist gegangen, als ich dir sagte, ich sei neugierig / Ich habe niemals gesagt, ich sei mutig“). Aus musikalischer Sicht bildet Cohens Stimme einen sehr guten Kontrast mit den raueren Tönen der weiblichen Stimmen im Background. Und ist es zu sehr phantasiert, wenn man in der militärischen Spielweise des Schlagzeugs fast das Echo des Liebhaber-Soldaten-Bildes aus „Winter Lady“ raushört?
Texttransformation & Wortprojektionen / So Long, Marianne / Bis bald, Marianne
Komm hierher ans Fenster, mein kleiner Liebling
Ich werde versuchen, dir aus der Hand zu lesen
Ich dachte immer, ich wäre eine Art Zigeunerjunge
Bevor ich zuließ, dass du mich mit nach Hause nimmst
Nun machʼs gut, Marianne, es wird Zeit, dass wir anfangen
Zu lachen und zu weinen und zu weinen und wieder über alles zu lachen
Nun, du weißt, wie sehr ich es liebe, mit dir zu leben,
Aber du lässt mich so vieles vergessen
Ich vergesse für die Engel zu beten
Und dann vergessen die Engel für uns zu beten
Nun mach’s gut, Marianne, es wird Zeit, dass wir anfangen
Zu lachen und zu weinen und zu weinen und wieder über alles zu lachen
Wir trafen uns, als wir noch fast jung waren
Dort im Herzen des grünen Fliederparks
Du hieltest dich fest an mir wie an einem Kruzifix
Als wir auf Knien durch die Dunkelheit gingen
Nun mach’s gut, Marianne, es wird Zeit, dass wir anfangen
Zu lachen und zu weinen und zu weinen und wieder über alles zu lachen
Deine Briefe sagen alle, dass du jetzt bei mir bist
Doch warum fühle ich mich dann einsam?
Ich stehe auf einer Klippe, und dein feines Spinnennetz
Kettet meinen Knöchel an einen Stein
Nun mach’s gut, Marianne, es wird Zeit, dass wir anfangen
Zu lachen und zu weinen und zu weinen und wieder über alles zu lachen
Ach, du bist wirklich so ein hübsches Ding
Ich sehe, du bist fort und hast deinen Namen wieder geändert
Und das gerade, als ich auf diesen Berg gestiegen bin
Um meine Augenlider im Regen zu waschen
Nun mach’s gut, Marianne, es wird Zeit, dass wir anfangen
Zu lachen und zu weinen und zu weinen und wieder über alles zu lachen