Photos: Christof Graf
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When Dylan played at Montreux Jazz-Festival – 2023 it`s the 6th Montreux-Jazz-Festival Bob Dylan
9 July, 1990
12 July, 1994
3 July, 1998, Stravinski Auditorium, 32nd Montreux Jazz Festival, Montreux, Switzerland. 1000th show during The Never ending Tour at the 32nd Montreux Jazz Festival in Montreux, Switzerland.
8 July, 2001
8 July, 2012
1 July, 2023
TOURDATES taken from the book: BOB DYLAN – ON THBE ROAD – Never Ending Tour 1988-2021
Vol. 12 – Bob Dylan – On The Road – Never Ending Tour 1988 – 2021
KW-26-2023: Der Charme der Leere – The Charm Of The Void – Bob Dylan im Amphitheatre von Lyon (France) am 29. und 30. Juni 2023 – Eine Konzerterinnerung von Christof Graf – (German & English)
Der Charme der Leere – The Charm Of The Void – Bob Dylan live im Amphitheatre von Lyon (France)
Egal, ob man die derzeitige Konzertreise als „never ending“ Rough & Rowdy Ways-Tour oder als „Rough & Rowdy Ways Never Ending Tour“ ansieht, für mich ist sie einfach nur ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte eines unvergleichbaren Tourneeformates eines unvergleichbaren Künstlers der Populären Musik mit unverkennbarem Alleinstellungsmerkmal. Unterbrochen wurde diese „Lifetime-Tour“ in den letzten drei Jahrzehnten lediglich durch die Pandemie. So wie die Pandemie die Welt entschleunigte und ihren Bewohnern Restriktionen wie z.B. Masken- und Impfpflicht auferlegte, so brachte sie auch Bob Dylan`s einst „never ending tour“ betitelte Konzertreise zum Stillstand. Die für 2020 geplante Japan- und US-Tournee wurde gecancelt. Bob Dylan ging erst Ende 2021 wieder auf Tournee und blieb nichts schuldig. Die Wiederbelebung seiner Konzertaktivitäten etikettierte er danach selbst als sogenannte „Rough & Rowdy World Tour 2021-2024“. Zuerst holte er 2021/ 2022 die US-Konzerte nach und tourte 2022 durch Europa und erneut durch die USA. Im Frühjahr 2023 holte er die Japan-Tour nach. Im Sommer 2023 begann er am 2. Juni im portugiesischem Porto eine Tour durch Süd-Europa (Portugal, Spanien, Frankreich, Schweiz, Italien). Den Norden ließ er bei seiner Planung aus. Bevor er am 1. Juli einer der Headliner-Künstler des 57. Montreux Jazz-Festival wird, gastierte Dylan für zwei Konzerte am 29. und 30. Juni in der 2000 Jahre alten und nach Paris und Marseille drittgrößten französischen Stadt.
Als ich nach Bekanntgabe der Tourdaten las, Dylan tritt im „L`Amphitheatre“ auf, freute ich mich irgendwie auf eines jener gallisch-römischen Amphitheatern hoch über der Stadt Lyons im Berg Fourvière, wo auch das Festival „Nuits de Fourviere“ stattfindet. Doch das war ein Trugschluß. Das „L`Amphitheare Cite“ ist ein Convention Center am Stadtrand von Lyon, dem Centre Pompidou in Paris nachempfunden. Darin befindet sich ein 3000 Sitzplatz großer und einem Amphitheater nachempfundener Konzertsaal. Dylan gab dort zwei Konzerte. Die zweite Überraschung: Ich habe selten einen nur zu 60 Prozent gefüllten Konzertsaal erlebt, in dem ein Bob Dylan auftrat. Vielleicht lag es an den 33 Grad Celsius Aussentemperatur, sodass die Kurzentschlossen wegblieben. Die dritte Überraschung: Dylan scheint seine Liebe zu den „The Grateful Dead“ weiter zu pflegen. Nachdem er am Abend zuvor in Aix-en-Provence nach 1999 zum ersten Mal wieder „West L.A. Fadeaway“ live spielte, tat er den Song vom 1987er Dead Album „In The Dark“ in Lyon erneut.
Nachdem der Einlass auf 19.00 Uhr gelegt war, stürmten kurz vor Konzertbeginn um 20.00 all jene auf die leeren Plätze und Reihen, die ursprünglich Karten für die oberen Ränge hatten. Danach sah die Location noch leerer aus. Doch die Leere hatte ihren Charme und man erkannte umso deutlicher: „Things Have Changed“ again, seit der letzten Tour 2022.
Das Bühnenlicht war dunkler. Bob bewegte sich kaum hinter seinem „baby grand piano“. Er stand nur selten auf, schritt aber nie zur Bühnenmitte. Ausnahme war eine etwa 20 sekundenlange Verabschiedung nach dem 17. Song „Every Grain of Sand“. Bob richtete kein einziges Wort ans Publikum. Er stellte lediglich nach „Key West“ die Musiker seiner Band vor. Diese passte sich der Statik von Bobs Performance an. Sie platzierte sich rum um die „Bobness“, der König in der Mitte. Dylan schien in guter Stimmung, gab sich aber mehr als gewohnt wortkarg. Seine ihm ansehbare Fragilität kaschierte er durch das Sitzen am kleinen Piano. Links neben ihm (aus Bühnensicht gesehen) Bob Britt an der Gitarre, Donnie Herron (violin, electric mandolin, pedal steel, lap steel), Tony Garnier am Bass und Jerry Pentecost am Schlagzeug hinter ihm und Doug Lancio rechts an der Gitarre. Alle trugen schwarze Anzüge. Alle konzentrierten sich auf den Meister. Der konzentrierte sich wiederum auf seinen Vortrag der neun von zehn Liedern des „Rough & Rowdy Ways“-Albums in der Art, als würde er sie nur für sich selbst spielen. Das dezente Bühnenlicht, gibt der Bühne, auf der zeitweise nur die Schatten der Musiker zu sehen sind, etwas Dramatisches. Das Dramatische beginnt mit einem „Watching The River Flow“, das man fast nicht mehr als solches erkennt. Erst bei „I Contain Multidues“ und „False Prophet“ hört man heraus, wie sehr sich Mr. Dylan daran erfreut, daß sich sein Publikum zunehmend auf seine Lieder einlässt. Nichts lenkt ab, dank „Yondr“. Kein einziges Smartphone blinkt auf. Die atmosphärische Dichte des Abends erfährt den ersten Höhepunkt bei „Black Rider“, dessen Text Dylan wohlakzentuiert vorträgt und seine Worte mit einem Echo-Hall verstärkt werden. Zuvor erfährt „When I Paint My Masterpiece“ ein kleines Akustik-Gitarren-Solo sowie einen Violin-Einsatz. Bob spielt dazu ein „Harp“-Solo. Bei vielen der RARW-Songs hörte man neue Arrangements heraus. Die Musiker nahmen sich bei allen Songs zurück. Sie beobachteten ihren Chef genauestens, auf was sie zu reagieren hatten. Solos durften nicht zu lange werden, das Schlagzeug nie zu laut werden.
Der zweite musikalische Höhepunkt für mich war „Key West“, storytelling at it`s best. Dann folgte eine kurze Band-Introduction sowie ein absolut niederschmetterndes „Gotta Serve Somebody“, bei welchem Bob die Zeilenenden so herrlich in die Länge zog. Fast schien es, als liebe Dylan ein wenig den Charme der Leere im Theater und versank von Song zu Song in die Ausdrucksstärke seiner Worte.
Das Dunkel auf der Bühne und im Publikum läßt keine Mimik erkennen. Ganz selten aufleuchtende Smartphonelichter werden vom Securitydienst sofort als solche erkannt und dezent abgemahnt. Von Song zu Song nimmt der Applaus zu. Das Publikum steht immer wieder applaudierend auf. Nach „Every Grain Of Sand“ und knapp 100 Minuten ist plötzlich Schluss. Bob tritt zum ersten Mal an den Bühnenwand. Ein paar Sekunden später verlässt er die Bühne im noch dunkleren Schwarz des Bühnenhintergrunds. Das Saallicht geht an, die Arbeit ist getan, jedes Haar ist gezählt wie jedes Körnchen Sand. Die letzten Zeilen „I am hanging in the balance of a perfect finished plan/ Like every sparrow falling, like every grain of sand” klingen nach.
Photos: Christof Graf
The Charm Of The Void – Bob Dylan live at the Amphitheatre of Lyon (France)
Regardless of whether you see the current concert tour as a „never ending“ Rough & Rowdy Ways tour or as a „Rough & Rowdy Ways Never Ending Tour“, for me it is just another chapter in the long history of an incomparable tour format of an incomparable popular music artist with an unmistakable unique selling point. In the last three decades, this „lifetime tour“ has only been interrupted by the pandemic. Just as the pandemic slowed down the world and imposed restrictions on its inhabitants, such as mandatory masks and vaccinations, it also brought Bob Dylan’s concert tour, once titled „never ending tour“, to a standstill. The Japan and US tour planned for 2020 has been cancelled. Bob Dylan didn’t go on tour again until the end of 2021 and didn’t owe anything. He then labeled the revival of his concert activities as a so-called „Rough & Rowdy World Tour 2021-2024“. First he made up for the US concerts in 2021/ 2022 and toured Europe and again the USA in 2022. In the spring of 2023, he made up for the Japan tour. In the summer of 2023, he began a tour of southern Europe (Portugal, Spain, France, Switzerland, Italy) on June 2 in Porto, Portugal. He omitted the north from his planning. Before becoming one of the headliners of the 57th Montreux Jazz Festival on 1 July, Dylan did two concerts on 29 and 30 June 2023 in the 2000-year-old and third largest French city after Paris and Marseille.
When I read after announcing the tour dates that Dylan was performing at „L’Amphitheatre“, I was somehow looking forward to one of those Gallic-Roman amphitheatres high above the city of Lyon in Mount Fourvière, where the festival „Nuits de Fourviere“ also takes place. But that was a fallacy. The „L’Amphitheare Cité“ is a convention center on the outskirts of Lyon, modeled on the Centre Pompidou in Paris. It houses a 3000-seat concert hall modeled on an amphitheater. Dylan gave two concerts there. The second surprise: I have rarely experienced a concert hall that was only 60 percent full, in which a Bob Dylan performed. Maybe it was because of the 33 degrees Celsius outside temperature, so that the spontaneous ones stayed away. The third surprise: Dylan seems to continue to cultivate his love for „The Grateful Dead“. After playing „West L.A. Fadeaway“ live for the first time since 1999 in Aix-en-Provence the night before, he performed the song from the 1987 Dead album „In The Dark“ again in Lyon.
After the admission was set for 7:00 p.m., shortly before the start of the concert at 8:00 p.m., all those who originally had tickets for the upper tiers stormed onto the empty seats and rows. After that, the location looked even emptier. But the emptiness had its charm and it was all the more clearly recognizable: „Things Have Changed“ again, since the last tour in 2022, and yes, even the void has its charm.
The stage light was darker. Bob barely moved behind his „baby grand piano“. He rarely got up, but never walked to the center of the stage. The exception was a farewell lasting about 20 seconds after the 17th song „Every Grain of Sand“. Bob didn’t say a single word to the audience. He only introduced the musicians of his band after „Key West“. This adapted to the statics of Bob’s performance. The band placed herself around the „Bobness“, the king in the middle. All wear black suits.
Dylan seemed to be in a good mood, but was more than usual taciturn. He concealed his visible fragility by sitting at the small piano.
To his left (from a stage point of view) Bob Britt on guitar, Donnie Herron (violin, electric mandolin, pedal steel, lap steel), Tony Garnier on bass and Jerry Pentecost on drums behind him and Doug Lancio on guitar to the right. Everyone focused on the master. He, in turn, concentrated on his performance of the nine out of ten songs of the „Rough & Rowdy Ways“ album as if he were playing them only for himself. The subtle stage lighting gives the stage, on which at times only the shadows of the musicians can be seen, something dramatic. The dramatic begins with a „Watching The River Flow“ that is almost unrecognizable as such. It’s only with „I Contain Multidues“ and „False Prophet“ that you can hear how much Mr. Dylan enjoys the fact that his audience is increasingly getting involved with his songs. Nothing distracts, thanks to „Yondr“. Not a single smartphone flashes. The atmospheric density of the evening reaches its first climax in „Black Rider“, whose lyrics Dylan recites in a well-accentuated manner and his words are amplified with an echo reverberation. Before that, „When I Paint My Masterpiece“ features a small acoustic guitar solo as well as a violin insert. Bob plays a „harp“ solo. Many of the RARW songs featured new arrangements. The musicians took a step back on all the songs. They watched their boss closely to see what they had to react to. Solos couldn’t be too long, the drums could never get too loud.
The second musical highlight for me was „Key West“, storytelling at it’s best. This was followed by a short band introduction as well as an absolutely devastating „Gotta Serve Somebody“, in which Bob stretched the ends of the lines so wonderfully. It almost seemed as if Dylan loved the charm of emptiness in the theatre a little and sank into the expressiveness of his words from song to song.
The darkness on stage and in the audience does not reveal any facial expressions. Very rarely flashing smartphone lights are immediately recognized as such by the security service and discreetly warned. From song to song, the applause increases. The audience stands up again and again to applaud. After „Every Grain Of Sand“ and almost 100 minutes, it’s suddenly over. Bob steps up to the stage wall for the first time. A few seconds later, he leaves the stage in the even darker black of the stage background. The hall lights come on, the work is done, every hair is counted like every grain of sand. The last lines „I am hanging in the balance of a perfect finished plan/ Like every sparrow falling, like every grain of sand“ resonate.
Die Setlist in Lyon (June 29, 2023) :
Watching The River Flow
Most Likely You Go Your Way and I’ll Go Mine
I Contain Multitudes
False Prophet
When I Paint My Masterpiece
Black Rider
My Own Version of You
I’ll Be Your Baby Tonight
Crossing the Rubicon
To Be Alone With You
Key West (Philosopher Pirate) (followed by band introductions)
Gotta Serve Somebody
I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You
West L.A. Fadeaway (Grateful Dead cover)
Mother of Muses
Goodbye Jimmy Reed
Every Grain of Sand
More about the NEVER ENDING TOUR in my book: BOB DYLAN – ON THE ROAD
Vol. 12 – Bob Dylan – On The Road – Never Ending Tour 1988 – 2021