KW-49-2022: … und dann heulten POWERWOLF – Wolfsgeheule in Saarbrücken „Powerwolf“ beim Deutschland-Wolfsnächte 2022 Tour-Finale  

photos: christof graf

Wolfsgeheule in Saarbrücken

„Powerwolf“ beim Deutschland-Wolfsnächte 2022 Tour-Finale  

Text & Live-Pics: Prof. Dr. Christof Graf

Zweimal wurde das Saarbrücker Konzert von POWERWOLF coronabedingt verschoben. Beim dritten Termin am 3.12.2022 fand es schließlich in der ausverkauften Saarlandhalle statt. Bevor die Power-Metal-Band um 21.00 Uhr auf die Bühne ging, traten „metallische Freunde“ aus England auf. Die „Warkings“ und „Dragonforce“. Knapp eine halbe Stunde zelebrierten die „Warkings“ Oden an Sparta und an antike Gottheiten mit heftigen Metal-Riffs.

Danach ist Zeit für Frontmann Herman Li und seine Band „Dragonforce“. Zu deren Metal-Hymne im 80er Jahre-Stil, „Highway To Oblivion” stürmen sie die Bühne und begeistern für 45 Minuten das sie feiernde Publikum. Die Band sei inspiriert von Video-Spielen meint deren Frontmann und verweist auf die zwei großen Video-Leinwände und auf den Marshalltürmen aufgebauten Videospiel-Automaten, auf die die Musiker abwechselnd klettern, um das Publikum anzupeitschen. Nach „Songs wie “Fury of the Storm” oder “Cry Thunder” und einem Aufruf „Saarbrücken make some fucking Noise“ covern „Dragonforce“ Celine Dions “My Heart Will Go On” in Metal-Version. Der letzte Song „Through The Fire And Flames” leitet die halbstündige Umbaupause für den Auftritt der „Wölfe“ ein.

21.00 Uhr. Das Saallicht wird ausgeschaltet. Ein Spot leuchtet das „Powerwolf“-Logo auf dem schwarzen Bühnenvorgang an. Der Vorhang fällt. Kirchenklänge ertönen. In Kutten gewandte Mönche leiten mit Fackeln die da folgende Metal-Messe ein. Der traditionelle Opener „Faster Than The Flame“ mit opulentem Bühnenfeuerwerk gibt die Richtung des Abends vor. „Metal Is Religion“ steht auf den Tour-T-Shirts von „Powerwolf“ und die wird bei den 19 Songs des Abends gelebt.

Sänger Attila Dorn begrüßt „seine“ Metal-Gemeinde auf Deutsch und erinnert daran, daß es vier Jahre her ist, daß hier die letzte Messe dieser Art abgehalten wurde und es „mehr als Zeit ist, diese nach der langen Zeit der Entbehrung an diesem Abend umso intensiver abzuhalten.“

Die Gitarristen Matthew und Charles Greywolf, Organist Falk Maria Schlegel und Schlagzeuger Roel van Helden helfen ihm zwischen den immer wieder aufschießenden Flammensäulen dabei. Die darauffolgenden Songs „Incense & Iron”, „Cardinal Sin”, „Amen & Attack“ und „Dancing With the Dead” lassen Ruhe nicht aufkommen. Selbst wenn Falk in der Bühnenmitte seinen Pyro-Orgelsound mit feuerspeienden Pfeifen ins Publikum jagt und diese nur kurzen Momente beim Anspielen der Metal-Hymnen der Metal-Messe etwas „Andacht“ verleiht, nimmt das der Dynamik des Konzertes nichts. „Es tut gut wieder zu Hause zu sein”, begrüßt Attila die Gemeinde und fragt, eher rhetorisch gemeint: „Wollt ihr die heilige Heavy-Metal-Messe mit uns feiern? … Ich möchte die Halle vom Pop entweihen“, nimmt Weihrauch und beginnt mit seiner epochalen, markanten Stimme die Zeremonie. Vier Songs des letzten Studio-Albums „Call Of The Wild“ (2021) und weitere elf, die man vom 2022er „The Monumental Mass: A Cinematic Metal Event“-Album kennt, sind Kernstück der Metal-Messe.

Bei „Beast Of Gévaudan“ verwandeln sich die Gitarristen Matthew und Charles Greywolf in heulende Wölfe und werfen sich in die für sie typischen Metal-Posen. Beide suchen den Blickkontakt zum heimischen Publikum und genießen ihre Show. Sänger Atilla ruft immer wieder zum choralen Gesang des Publikums auf. Textsicher gehen die knapp 6000 in der Saarlandhalle mit. Sänger Atilla attestiert zufrieden die Aufnahme in das „Wolfsrudel“.

In der Mitte der Show erscheinen beim „Stossgebet“ wieder Mönche mit Fackeln und beginnen opernhaft mit dem Publikum zu singen. Die „Greywolfs“ rennen von Bühnenrand zu Bühnenrand. Die Messe nimmt ihren Lauf. „Sainted By The Storm“ ist einer der neueren Songs vom da 2023 kommenden Album „Interludium“. Ältere Songs wie „Army Of The Night“ und „Let There Be Night” vom 2015er Album „Blessed & Posessed” gibt es erst im letzten Konzertdrittel. Drei Zugaben „Sanctified With Dynamite” (vom „Blood Of The Saints“-Album (2011), „We Drink Your Blood” und „Werewolves of Armenia” (Wolves Against The World) (vom „Bible Of The Beast“-Album (2009) toppen die Metal-Stimmung und  leiten das Ende der Messe ein. Nur das balladeske „Where the Wild Wolves Have Gone” vor winterlicher Schneelandschaft auf der Bühne ließen zuvor das Publikum für den Moment eines Songs in geradezu stiller Andacht verharren, bevor die „Army Of The Night“ wieder heftig-sakrale Soundgewitter entfachten.

„Powerwolf“ stehen seit Jahren für epische Metal-Momente der Superlative und bewiesen in Saarbrücken mit ihrer hochwertig inszenierte Pyro-Show einmal mehr, dass sie nicht nur die momentan erfolgreichste deutsche Metal Band sind, sondern mit ihren Metal-Messen längst auch nicht mehr aus dem internationalen Rock-Olymp wegzudenken sind.

Man darf auf das nächste Powerwolf-Album 2023 mehr als gespannt sein. Wer „Powerwolf“ live in Saarbrücken in der Saarlandhalle nicht live miterleben konnte, kann dies am 15.07.2023 beim Open Air am E-Werk Saarbrücken nachholen. (Tickets in der Garage Saarbrücken und allen bekannten VVK).

Die Setlist am 3.12.2022 in Saarbrücken:

Faster Than the Flame

Incense & Iron

Cardinal Sin

Amen & Attack

Dancing With the Dead

Armata Strigoi

Beast of Gévaudan

Stossgebet

Demons Are a Girl’s Best Friend

Fire and Forgive

Where the Wild Wolves Have Gone

Sainted by the Storm

Army of the Night

Blood for Blood (Faoladh)

Let There Be Night

Encore:

Sanctified With Dynamite

We Drink Your Blood

Werewolves of Armenia

Wolves Against The World