Das ursprünglich im Jahr 2002 veröffentlichte Album „Kissin´ Time“ bietet Songs, die in Zusammenarbeit mit einer beeindruckenden Reihe zeitgenössischer Musiker und Produzenten entstanden sind:
Beck, Billy Corgan, Dave Stewart, Blur, Jarvis Cocker, Matt Sweeney und Etienne Daho. Das Album wird zum ersten Mal auf schwerem Vinyl veröffentlicht. Die neu aufgelegte CD und das digitale Format enthalten eine Auswahl an bisher unveröffentlichtem Bonusmaterial, darunter die beiden unveröffentlichten Aufnahmen Die Songs von „Kissin‘ Time“ sind direkt und unerschrocken, vom Titeltrack über „Sex With Strangers“ bis hin zur wunderschönen, synthielastigen Ballade „I’m On Fire“, die Marianne Faithfull als „Hymne an die Liebe“ bezeichnete und ursprünglich gemeinsam mit Brian Wilson von den Beach Boys schreiben wollte. Die lyrische Offenheit des Albums, das beispielsweise unverblümt das Leben der deutschen Sängerin Nico in „Song For Nico“ beschreibt oder Faithfulls Beziehung zu ihren Eltern im Lied „Like Being Born“, zieht sich auch sonst durch Faithfulls Arbeiten: Von „Sister Morphine“ über „Broken English“ bis hin zu ihren beiden Memoirenbänden erweckte Marianne Faithfull selten den Eindruck, eine Künstlerin zu sein, die sich zurückhält. Die Sängerin beschrieb „Kissin‘ Time“ als eine Stimmung „über das Leben und die Freude“, die allerdings dadurch verschärft wurde, dass Faithfull ausgerechnet vor den Aufnahmen stürzte und sich die Schulter brach – „Ich hatte mein Leben vor Augen“, erinnerte sie sich später, „ich merkte, dass ich ohne Schuld oder Scham auschecken konnte, aber stattdessen drehte ich mich in der Luft und landete auf meiner Schulter… es war interessant zu lernen, dass ich wirklich leben wollte, und das hatte einen großen Einfluss auf die Platte“. Faithfull war und ist in der Lage, die Launen der Mode und des wechselnden Geschmacks zu überwinden; sie genießt ein anderes Ansehen als viele ihrer Altersgenossen. „Kissin‘ Time“ versammelt eine Reihe damals jüngerer Künstler von Blur über Jarvis Cocker und Beck bis hin zum Frontmann der Smashing Pumpkins, Billy Corgan; dazu Dave Stewart, den gefeierten US-Rock-Gitarristen Matt Sweeney sowie den französische Singer-Songwriter Etienne Daho. In einer zeitgenössischen Rezension von „Kissin‘ Time“ heißt es dazu: „Alternde Rockstars aufgepasst“. Wenn man Faithfull fragte, was jüngere Künstler zu ihr hinzog, beteuerte sie in der Regel entweder ihre Unwissenheit oder meinte selbstironisch, es sei, weil sie „die besten Geschichten“ habe. Wenn man sich „Kissin‘ Time“ anhört, fragt man sich, ob es nicht vielleicht auch mit ihrer Bereitschaft zu tun hat, Risiken einzugehen und aus ihrer Komfortzone herauszutreten. |
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