Das 52. Montreux Jazz Festival hat mehr als 240’000 Menschen angezogen. Auf allen Bühnen haben starke Persönlichkeiten und erhabene Momente eine Ausgabe geprägt, wobei die Musik und die Qualität der Begrüssung im Vordergrund standen. Das neue House of Jazz hat alle seine Versprechen gehalten und in einem atemberaubenden Rahmen ein eindrucksvolles Porträt des Jazz von morgen gezeichnet.
Das gleichzeitige Feiern eines Erbes sowie aktueller Musik: Diese beiden treibenden Kräfte des Montreux Jazz Festival scheinen sich heute mehr denn je zu vereinen. Während dieser Ausgabe sind der Techno des Strobe Klubs und die Legenden des Stravinski Hand in Hand gegangen. Was das House of Jazz betrifft, sollte es nicht genügen, die Wurzeln des Jazz zu würdigen; es ging darum, das Gesicht von morgen zu zeigen. Vor allem durch elektronische Klänge, die bei den Montreux Jazz Talent Awards und der Montreux Jazz Academy allgegenwärtig sind.
Und dann gab es im House of Jazz diesen wunderbaren Abend des 8. Juli. Ultra-zeitgenössischer Jazz (R+R=NOW, Ezra Collective), klassischer Hip-Hop (Mos Def, Talib Kweli), Soul-Nachwuchs (Jorja Smith) – alle haben sie sich versammelt, um den 85. Geburtstag von Quincy Jones zu feiern, während eines Konzert-Events von 1 bis 5 Uhr morgens, das vom grossen Monty Alexander gekrönt wurde. Zwei Generationen, die sich gegenseitig inspiriert haben, um Musik zu feiern.
Die Herausforderung war gewaltig – akustisch, logistisch und künstlerisch zugleich: das
Petit Palais in ein Jazzhaus zu verwandeln und die Festivalbesucher zu überzeugen, sich an diesen neuen Veranstaltungsort zu begeben. Das Festivalteam hatte sich diesen lebendigen und sprudelnden Ort ausgedacht, um den Jazz und mit ihm verwandte Musikstile zu feiern. Das Publikum hat diese Vision schnell erkannt und tummelte sich umso schneller vor der Bühne der Coupole und auf deren Terrasse. Die Workshops und Jam-Sessions schienen noch intensiver zu sein und luden zum Austausch und zum Feiern ein. Die Montreux Jazz Talent Awards konnten das Publikum überraschen und begeistern; die drei Preise werden im September verliehen.
Die neue Version des Montreux Jazz Club, grösser und durch eine neu gestaltete Ästhetik veredelt, hat beim Publikum einen starken Eindruck hinterlassen und trägt bereits die Marke von Jazzstars wie Stanley Clarke, Chick Corea oder Gregory Porter. In seiner neuen Form konnte der Club grosse Bands wie die grandiosen Orchester von Matthew Herbert, John Cale oder Jaël begrüssen, aber hat auch zarten Solo-Auftritten wie denen von Jason Moran, Jade Bird, Faraj Suleiman und natürlich der prächtigen Hommage von Seu Jorge an David Bowie die Bühne überlassen.
Auch hinter den Kulissen des Belvédère, einem neuen Empfangsbereich für Künstler, in dem man sich entspannen und feiern konnte, funktionierte die Magie. Einige haben ihren Abend im Belvédère verlängert, teilweise ergänzt durch eine Jam-Session auf der Bühne der Coupole. Das war bei Monty Alexander, Leon Bridges, Don Airey, Kenny Neal oder auch Mart’Nália der Fall.
Während das House of Jazz eine intensive erste Ausgabe erlebt hat, boten auch zwei weitere Veranstaltungsorte aussergewöhnliche Momente. Das Auditorium Stravinski, das mehrmals ins Rockerkostüm geschlüpft ist, hat überragende Auftritte zu verzeichnen, wie Queens of the Stone Age, Hollywood Vampires, Jack White oder auch Iggy Pop, der – trotz kaputtem Zahn – als Zugabe vier Songs gespielt hat.
Mit ihrem ersten Auftritt beim Festival haben die riesigen Nick Cave & the Bad Seeds für einen epischen Moment gesorgt und das Publikum gezähmt, bis dieses am Ende des Konzertes auf dem Boden sass. Die Zusammenarbeit auf der Bühne zwischen den Nine Inch Nails und Gary Numan oder zwischen Massive Attack und Young Fathers verkörpert die Kohärenz der von den Programmgestaltern zusammengestellten Abende.
Beim Montreux Jazz Lab erinnern wir uns an die atemberaubende Reife junger Künstler: Moha La Squale, Jorja Smith, Khalid, Isaac Gracie oder auch Angèle. Wie immer war das Montreux Jazz Lab Schauplatz von Erkundungen mit unterschiedlichen Horizonten: von Gojira bis Charlotte Gainsbourg, darunter Tyler, The Creator, Nils Frahm und Mashrou’Leila. Bemerkenswert war auch Alice In Chains‘ grossartiges, vollakustisches Konzert, das den Geist ihres MTV Unplu