KW-23-2015: Leonard Cohen … und R O C K AM R I N G # der-leonardcohen-popular-problems-ROCK-am-RING-SPECIAL-blog (Teil 22) : Der Countdown ist abgelaufen … gleich geht`s auf, gleich geht`s los. Heute, 5. Juni 2015 startet Rock am Ring 2015. DAS 30-JAHRE-Rock-am-Ring-Festival-Tagebuch (Blog) von Christof Graf ist aufgeschlagen …Rückblick-Tag1

A Day To Remember – oder – Das große Unwetter

„A Day To Remember“ – Rock am Ring 2015 – Tag 1

 von Christof Graf

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Foto: Christof Graf

Mendig, das kleine 9.000 Seelen zählende Örtchen in der Vulkaneifel, knapp 36 Kilometer vom Nürburgring entfernt rocht pünktlich um 13.45 mit den „Donuts“ auf der Seat Volcane Stage, der Centerstage los. Das Thermometer zählt 37 Grad Celsius. Am Abend sprechen die Rettungskräfte von 2800 Einsätzen wegen Hitzeschlägen und Verbrennungen. Spät in der Nacht sollten noch weitere Einsätze wegen eines Unwetters folgen.

Der letzte Auftritt von Fritz Kalkbrenner, der um 1:35 begann, wurde von Marek Lieberberg, dem Veranstalter gegen 2.00 uhr abgebrochen. Offenbar schlug ein Blitz ins Festivalgelände ein und verletzte mehrere Besucher.

 

Polizeiangaben zufolge wurden in der Nacht auf dem Festivalgelände 27 Besucher durch das Gewitter verletzt, sechs davon schwer. Zwölf weitere müssten nach einem Blitzeinschlag auf dem Gelände behandelt werden. Konkreteres ist derzeit noch nicht bekannt. Am Vormittag wollen sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) ein Bild von der Lage machen.

Die Polizei hat für Angehörige eine Telefon-Hotline eingerichtet: 0800 6565651

Heute soll das Festival wie geplant weitergehen. Den kompletten Spielplan gibt es hier. Bis Montagabend um 18.00 Uhr sendet SWR3 auf der Frequenz 95,7 FM Informationen, Musik und Live-Konzerte rund um das Festival. Alle Infos gibt es auf der SWR-3-Sonderseite inklusive Livestreams.

Das Festival mit dem traditionsreichen Namen steigt erstmals auf dem Flugplatz Mendig und soll dort für fünf Jahre mit der Option auf eine Verlängerung um weitere fünf Jahre auch in den Folgejahren stattfinden.

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Foto: Christof Graf

Berichterstattungen über geniale Auftritte von Rise Against, den Toten Hosen und Marilyn Manson treten angesichts des Unwetters und seinen Folgen im Moment in den Hintergrund…

 

Am Nachmittag gab MLK noch folgende Pressemitteilung heraus:

 

By the time we got to Mendig… (and Nürnberg)

 

 

Als wir nach Mendig und Nürnberg kamen, war die Menge auf fast 180.000 angewachsen, überall wurde gesungen und gefeiert. So könnte man an Joni Mitchells Song „Woodstock“ von 1970 anknüpfen. Ein Schimmer der Utopie ist bis heute erhalten geblieben und diese Feststellung sollte keineswegs als pathetisch abgetan werden!

 

Mehr als je zuvor in der 30-jährigen Geschichte von Rock am Ring ist in diesem Jahr gesagt, geschrieben und gemutmaßt worden. Die meisten medialen Kommentare spiegelten zunächst eher Verwirrung und Verunsicherung als klare Konturen. Erst spät setzte sich die Erkenntnis durch, dass sich die Wahrheit trotz „härtester“ Propaganda nicht unterdrücken lässt.

 

Die Fans verweigerten sich ohnehin der Phantomdiskussion um Namensrechte und Schauplätze. Als essentiell erwiesen sich demgegenüber Urheberschaft und die Kontinuität der handelnden Personen. Weder die frühere Location noch obsolete Diskurse über Begrifflichkeiten wie Rock und Pop, Hip-Hop oder Elektro spielten hierbei eine maßgebliche Rolle.

 

Der Mythos Rock am Ring ist im Wesentlichen seinem Soundtrack, legendären Line-ups, denkwürdigen Perfomances und der Qualität der Gesamtinszenierung geschuldet. Vielleicht unterschätzen Außenstehende auch eine gewisse sentimentale Verbindung zwischen Fans und Veranstalter, für die sich in 30 Jahren mehr als 30 Gründe finden lassen.

 

Home is where my heart is! Und das Herz des Rock`n´Roll schlägt ab sofort in Mendig. Der Flugplatz in der Vulkaneifel evoziert Aufbruchstimmung und Lust auf Neues. Mendig bietet die Chance, Rock am Ring in einem völlig veränderten Look zu präsentieren und neue Akzente zu setzen. Ein Teil dieser Zielsetzung gilt auch für Nürnberg.

 

50 Jahre lebendige Rock-Geschichte an zwei Schauplätzen sind ein Spiegelbild musikalischer Strömungen und Zeitenwenden. Rock am Ring und Rock im Park haben der Schnelllebigkeit und wechselnden Moden erfolgreich widerstanden. Sie sind und bleiben die populärsten Open Air-Festivals für Millionen, die sich seit 1985 auf den Weg machten, um drei Tage lang ein kollektives Bewusstsein, Musik und das Gefühl der Freiheit zu teilen.

 

Mendig stellt eine gewaltige Herausforderung für alle Beteiligten dar. Die politisch Verantwortlichen und die gesamte Administration verdienen Anerkennung für ihr außerordentliches Engagement und ihre Risikobereitschaft. Denn das Neue will entdeckt, erlebt und gemeinsam gelernt werden. Das setzt Toleranz, Kreativität und Kompromissbereitschaft von Besuchern und Anwohnern voraus. Natürlich kann und wird nicht alles auf Anhieb perfekt klappen. Wichtig ist jedoch, dass die enormen Anstrengungen und Mühen der Organisatoren, ein noch besseres, bleibendes Festivalerlebnis zu schaffen, ein nachhaltiges, positives Echo finden.

 

“So welcome back my friends to the show that never ends. Guaranteed to blow your head apart, rest assured you´ll get your money´s worth, the greatest show in heaven, hell or earth.”

 

Marek & Andre Lieberberg