KW-47-2019: the Berlin After posting: Ein Kurz-Protokoll der #Thanks_For_the_Dance“ Listening-Session in Berlin, 14.11.19. (English Version follows)

Photos: Christof Graf

Heute gab SONY MUSIC, Pressematerial zur Promotion für das neue Leonard Cohen Album „Thanks For The Dance“ heraus. Darunter einige Fotos wie auch einige O-Töne von der Londoner Listening Session und anschließender Q&A. Vorab einige Protokoll-Notizen von der Listening Session und anschließender Q&A vom 14.11.2019 im Michelberger Hotel in Berlin. Das gesamte Transkript des Gespräches soon…..

Wie schwierig war es dieses posthume Leonard-Cohen-Album zu produzieren?

Adam Cohen: «Es war eine sehr emotionale Reise. Nach nach dem Tod meines Vaters fasste ich sieben Monate später schließlich den Mut, in meinem Hinterhof-Studio in Los Angeles, in einer umgebauten Garage, daran zu arbeiten. Ich hörte Die Musik meines Vaters, die von dem übrig geblieben war, was mein Vater und ich (zu Zeiten der „You Want It Darker“-Aufnahmen (20169 erarbeitet hatten. über die Lautsprecher hörte ich diese donnertiefe, gebieterische Stimme. Als ich seine Worte hörte, kamen Erinnerungen an die Gespräche mit meinem Vater hoch,. Am Anfang war ich wie gelähmt, als ich seine Worte hörte. Ich hatte Angst vor der Vorstellung, wie schwierig es sein würde, diese Arbeit zu vollenden, noch ein letztes posthumes Album zu produzieren. Doch der „Angst“, wich eine Art Pflicht. Eine Verantwortung, etwas zu Ende zu bringen.

War ein solches posthumes Album schon damals geplant?

Adam Cohen: Ich und allem die ihm nah standen, wußten davon, daß es noch so etwas wie ein «Unfinished Business», etwas Unerledigtes, gab. Mein Vater hatte sich damals, sehr über die positiven Reaktionen auf sein letztes Album „You Want It Darker“ gefreut. Er legte seinen Arm um mich und sagte: Wir Cohen-Boys machen noch zehn weitere Alben. Damals war mein Vater schon sehr zerbrechlich und alle wußten, daß daraus wohl nichts mehr werden würde. Aber er sagte, daß ich diese Arbeit, die ich mit ihm begonnen habe, vollenden muß. Dazu gehörte auch das Buch „The Flame“, das im letzten Jahr erschien. Er war immer ein sehr ordentlicher Mensch und wollte, dass die Dinge geregelt und beendet werde, bevor man geht. Es war sein Wunsch, das fertigzustellen, was wir begonnen hatten.»

Sie sind der «Keeper of the Flame». Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?

Adam Cohen: «Mein Vater war ein außergewöhnlicher Mann, das wußte ich immer. Das erkannte ich daran, welche Reaktionen er bei anderen, Männern wie Frauen – hervorrief. Er machte auf mich denselben ausdrucksstarken Eindruck, den er auf viele Menschen machte. Mein Gefühl der hohen Wertschätzung wurde immer größer und wird es immer noch, je länger er nicht mehr da ist. Heute  sehe ich ihn mehr als Menschen denn als Vater. Ich weiß heute um das Glück, dass ich – im Gegensatz zu anderen Menschen, die um ihre Verstorbenen trauern – seine Stimme noch immer hören kann, und damit mit ihm in eine Art Dialog mit ihm treten kann.»

Wie empfinden Sie neben seiner Stimme die Musik von ihrem Vater auf diesem neuen Album?

Adam Cohen: «Für mich ist das Album ein Teil 2 zum vorherigen Teil 1 in Form von „You Want It Darker“. „You Want It Darker“ war wie ein fester Händedruck, mit einem klarem Blick auf den Tod und auf Gott, also ein starkes Goodbye. Das neue Album ist eher eine Art „weicheres Goodbye“, nicht mehr der feste Händedruck, mehr wie eine warme Hand auf der Schulter. Über die Verantwortung, ein solches Album zu produzieren und die damit einhergehende Veränderung der Sichtweise, die man von „You Want It Darker“, war ich mir bewußt.  Mir ist bewußt, daß es viel bessere Plattenproduzenten als mich gibt – aber ich hatte den Vorteil, ganz genau zu wissen, was mein Vater mochte und was nicht. Ich kannte sein Werk, besser als jeder andere. Ich habe seine Gedichte ja von ihm persönlich gehört, am Abendbrottisch oder vor seinem Haus in der Sonne. Ich kannte alles, es war mir nah, ich musste das Werk nur noch vollenden.»

Was kann man zu dem Arbeitsprozess von „Thanks For The Dance“ sagen?

Adam Cohen: «90 Prozent des Albums stellte ich innerhalb von zwei Wochen fertig. Es ging sehr schnell – wir, die daran beteiligt waren, waren wie high, wie Junkies, bis der „Crash“ kam und ich plötzlich unsicher wurde und das Vertrauen in das Werk verlor. Damien Rice war es, der es wieder nach vorne brachte. Er lud mich nach Berlin zum Peoplefest 2018 ein. Damals wohnte ich auch hier im Michelberger Hotel und fühlte mich sehr wohl. Ich dachte mir, er könne mich motivieren, die Dinge neu zu sehen. Peux a Peux, nahm das Album neue Gestalt an und mein Selbstvertrauen wurde wieder größer. Aber nicht nur Damien, alle anderen Mitmusiker, die bei dem Album mitgearbeitet haben, haben viel dazu beigetragen, nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit ihrer stillen und zurückhaltendenPräsenz. Man hört auf dem Album mehr als den puren Leonard Cohen.

Worin ist der Unterschied zwischen «You Want It Darker» und «Thanks For The Dance» zu sehen?

Adam Cohen: Mein Vater wusste schon bei den „You Want It Darker“-Aufnahmen, dass es ein weiteres Album geben würde. Sein vordergründiges Anlieggen bei „You Want It Darker“ dem Tod in Würde ins Auge zu blicken – Goodbye zu sagen. Romantik hatte damals keinen Platz. Jetzt gibt es für Romantik Platz. „Thanks For The Dance“ ist daher genau der richtige Titel für diese Platte.»

Gab es Alternativ-Titel für das Album?

Adam Cohen: Ich denke, „Thanks for The Dance“ ist der beste stimmige Titel für das Album. Aber ja, es gab eine Alternative: „Happens To The Heart“, wie auch einer der Songs heißt, aber den, den wir wählten, passt besser.

Gibt es noch weiteres solches Material, das womöglich noch für ein zweites posthumes Album reichen könnte?

Adam Cohen: Nein.