KW-26-2024: exploring Vienna … JEDER FRIEDHOF HAT SEIN EIGENLEBEN – Besuch an Falcos Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof – von Christof Graf

photos: christof graf

Der Wiener Zentralfriedhof hat Geschichte und ein Eigenleben.

JEDER FRIEDHOF HAT SEIN EIGENLEBEN – Besuch an Falcos Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof – von Christof Graf

Der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros und sein Freund und Texter Joesi Prokopetz haben sich 1974 von einem Plakat anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums des Wiener Zentralfriedhofs zu einem seiner größten Erfolge inspirieren lassen. Das ist nun 50 Jahre her. Im Jahr darauf brachte Ambros das Album „Es lebe der Zentralfriedhof“. Es machte ihn zu einem der ganz Großen in der Austropop-Szene.

„Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten!/ Der Eintritt ist für Lebende heut‘ ausnahmslos verboten./ Weil der Tod a Fest heut gibt, die ganze lange Nacht./ und von die Gäst‘ ka einziger a Eintrittskarten bra[u]cht./ Am Zentralfriedhof is Stimmung, wia seit Lebtag no net woa,/ weil alle Toten feiern heut seine ersten hundert Jahr.“, singt Ambros in dem Lied und beschreibt damit die einzigartige Stimmung dieses Friedhofs, auf dem rund 330.000 Grabstellen mit rund drei Millionen Verstorbenen zu finden sind. Er gehört zu den größten Friedhofsanlagen Europas. Der Zentralfriedhof gehört aufgrund seiner vielen Ehrengräber, der Jugendstil-Bauwerke und des weitläufigen Areals zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt Wien und wirkt wie ein Garten des Friedens.

Der nach Wolfang Amadeus Mozart wohl berühmteste Rockstar Österreichs, Falco (* 19. Februar 1957 als Johann Hölzel in Wien; † 6. Februar 1998 nahe Puerto Plata, Dominikanische Republik). Falco (Der Kommissar, Vienna Calling, Rock Me Amadeus u.v.m.) liegt dort seit 25 Jahren begraben. Im Beisein von über 4000 Menschen wurde er auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab beerdigt. Sein Sarg wurde von Mitgliedern der Wiener Motorrad-Rocker Outsider Austria, die 1985 im Video zu Rock Me Amadeus mitgespielt hatten, zu Grabe getragen. „Rock Me Amadeus“, war Falcos erfolgreichster Song. es erreichte als bis heute einziges deutschsprachiges Lied die Spitze der US-Billboard-Charts. Auch Jahre nach Falcos Tod ist sein Grab eine Pilgerstätte seiner Fans, was die vielen Devotionalien an seinem Grab belegen.

Ähnlich wie Jim Morrisons Grab auf dem Pariser Père Lachaise-Friedhof oder Leonard Cohens Grab auf dem Shaar Hashomayim Congregation Cemetery, Mt. Royal Boulevard in Montreal wurde auch Jahre nach Falcos Tod sein Grab eine Pilgerstätte seiner Fans.

Falcos Grab ist auf dem fast zweieinhalb Quadratkilometer großen Friedhof gar nicht so schwer zu finden. Den Friedhof erreicht man in Richtung Simmering mit der ÖPNV wie folgt:

Bahn: S60 S7.

U-Bahn: U3.

Straßenbahn: 11 71.

Bus: 17A 69A 70A 71B ZF 71A.

Oder man läßt sich mit dem Taxi am besten gleich an Tor 3 (von insgesamt vier Eingängen) bringen. Falco, den man oft als „erster weißer Rapper“ bezeichnet, wurde in der Gruppe 40, Grabnummer 64, beigesetzt.

Mit einer Höhe von drei Metern ist es ein Grabmal der Superlative. Noch heute sagen viele: Falco war der Größte, und so wurde ihm auch das höchste Grabmal zugestanden, obwohl nur 2,7 Meter laut Friedhofsordnung erlaubt sind. Das Grab besteht aus drei Elementen:

Obelisk: Falco – der Künstler

Glasplatte: Falco – das Werk

Säule: Falco – der Mensch

„Stirb jung oder tragisch, dann wirst du unsterblich“, sagte Falco einst und schaffte beides!

Er starb mit 40 Jahren an den Folgen eines tragischen Autounfalls in der Dominikanischen Republik. Seine sterblichen Überreste wurden von der Lauda-Air ‚James Dean‘ nach Wien überführt. Bekleidet war er unter anderem mit einem seidenen Versace-Hemd, zu den Klängen des 1985 von ihm gesungenen Bob-Dylan-Songs „It’s All Over Now, Baby Blue“.

Nicht wundern, warum die neben ihm vorgesehenen letzten Ruhestätten nicht mehr belegt werden. Der Platz bleibt den Falco-Fans vorbehalten, die sich zu jeder Jahreszeit zahlreich einfinden.

Die Glasplatte in Form eines abgebrochenen Tonträgers (CD) symbolisiert mit den Liedertiteln das Werk Falcos.Links unten steht die Signatur des Popstars. Auf der Bogenlinie sind einige seiner bekanntesten Musiktitel genannt:

Der Kommissar (1994),

Junge Römer (1984),

Rock me Amadeus (1984).

Out of the Dark (1996),

Jeanny (1985),

Ganz Wien (1981)

Im April 2014 verstarb Falcos Mutter, Maria Hölzel und wurde im Grab ihres Sohnes beigesetzt.

Seit Herbst 2011 ist die obere Glasplatte aufgrund vermutetem Vandalimsus verschwunden. Nun sind dort Blumen gepflanzt, für Kerzen stellt die Friedhofsverwaltung zu Allerheiligen einen Ablagetisch zur Verfügung.

Jedes Jahr im Frühling findet die sogenannte „Lange Nacht am Friedhof“ auf dem Wiener Zentralfriedhof statt. An Falcos Grab werden Scheinwerfer, Lautsprecher und Portraits aufgestellt. Eine Inszenierung, die Falcos exzentrischen Persönlichkeit mehr als entspricht. „Muss ich denn sterben, um zu leben?“ sang Falco in seinem Song „Out of the Dark“. „A schöne Leich“ hat er definitiv abgegeben.