KW-29-2024: „It`s time to sing a Leonard Cohen – Song“ – RUFUS WAINWRIGHT LIVE IN KARLSRUHE beim ZELTIVAL – A concertreview by Christof Graf – GERMAN – REVIEW

photos : christof graf

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GERMAN & ENGLISH – REVIEW:

„It`s time To Sing A Leonard Cohen – Song“ – Concert Review :

Rufus Wainwrightat Kulturzentrum Tollhaus, Karlsruhe, Germany

By Christof Graf

Konzerte des kanadischen Sängers, Komponisten und Songwriters Rufus Wainwright sind stets auch Andachten, da man nicht nur auf sein virtuoses Klavierspiel, auf seine voluminöse Stimme, sondern eben auch auf gesungene und zwischen den Lieder gesagte Worte achtet. Alles ist von höchster Qualität: das Liedgut, der Steinway-Flügel, das Licht, der Sound und der Anzug von Rufus Wainwright. Wainwright liebt die Inszenierung seiner selbst und dazu gehören die ersten drei Lieder („Agnus Die“, „Montauk“ und „Vibrate“) an den Tasten und die zwei darauffolgenden „Sanssouci“ und „He Loved (from Hadrian)“) an den Saiten. Schnell wird einmal mehr deutlich, wie sehr Wainwright Pop und Klassik miteineinander zu verschmelzen weiß. Ein Grund wohl auch, warum die Kuratoren des „Zeltivals“, – eine Kultursommer-Veranstaltung des Karlsruher Tollhauses – schon seit Jahren um einen Auftritt des Kanadiers buhlen. Im 40. Jubiläumsjahres des Zeltival war es dann soweit, Wainwright sagte zu, erzählt Sebastian Bau, Sprecher des Zeltival.

In der Hitze eines heißen Juli-Sommertages weiß das Publikum dies zu schätzen. Der Konzertsaal ist ausverkauft und feiert Wainwright für seine Melange aus manchmal gekünstelt wirkendem, manchmal nur theatralisch wirkendem Drama. Dieser weiß die Begeisterung mit einer Einladung zur Reise durch sein musikalisches Hourvre zu belohnen. Er stellt Klassiker wie „Gay Messiah“ ebenso vor wie Auszüge seiner Opern („Ready For Battle“) vor. „I made my second opera. I love saying this. ‘second opera’“, gibt sich Wainwright eloquent, sympathisch aber auch selbstironisch redselig. “It was all very artistic and a financial disaster. Which is pretty much my thing.” Wainwright stellt auch einen „Old Song (Early Morning Madness)“ betitelten neuen Song vor. Dann greift er zur Gitarre und ruft: „It`s Time To Sing A Leonard Cohen Song“ und interpretiert „So Long Marianne“ mit derart kraftvoller Stimme und Vehemenz, als würde er sagen wollen, hätte nicht Leonard Cohen diesen Song geschrieben, hätte er ihn selbst komponiert. Was nicht alle wissen: Rufus Wainwright ist der Vater von Leonard Cohens Enkelin Viva. Rufus Wainwright war vor seiner Ehe mit seinem Mann dem Deutsch-Amerikaner Jörn Weisbrodt mit Cohens Tochter Lorca Cohen liiert und bekam mit Lorca die gemeinsame Tochter Viva (13).

Nach dem Cohen-Tribute folgt „Poses“, der Titelsong seines zweiten Studioalbums aus dem Jahre 2001. Dieses Lied steht für Wainwrights Kunst, metaphorischeTexte in umgängliche Melodien zu verpacken. „Cigarettes and Chocolate Milk“ ist ein zweiter Song vom „Poses“-Album und der letzte vor der Zugabe. Gerade mit diesen beiden Songs wird deutlich, dass Rufus Wainwright Musik gerne für die ganz große Bühne schreibt: tief, dynamisch und imposant.

Die erste Zugabe ist „Going To A Town“, bei der er „I’m so tired of you America“ singt und auf das da kommende Wahlkampfszenario im Herbst 2024 in den USA hinweist. Danach folgt ein zweites Leonard Cohen-Cover: „Hallelujah“. Diesen hat er schon in mehrfachen flashmob-Versionen zum besten gegeben und auch beim Karlsruher Zeltival 2024 weiß er damit, sein Publikum zum andächtigen Zuhören und gleichzeitigem begeisterten Mitsingen zu animieren. Sein Vollbart ist einem grauen Kotelettenschnurbart gewichen, seine elegante Erscheinung ist geblieben. Seine Präsenz ist auch ohne Begleitband oder Orchester immens. Rufus Wainwright liebt dramatische Theatralik mit Tiefgang und Chic und intoniert mit „La Complainte De La Butte“ als letzten Song noch ein Cover von Jean Renoir in der Tradition seiner gewohnt vornehm, feingeistig, beeindruckenden Art. Da Capo, Rufus Wainwright.

 

Setlist at Kulturzentrum Tollhaus, Karlsruhe, Germany, 11th of July 2024

  1. Agnus Dei
  2. Montauk
  3. Vibrate
  4. Sanssouci
  5. He Loved (from Hadrian)
  6. Peaceful Afternoon
  7. The Art Teacher
  8. Old Song / Early Morning Madness
  9. Gay Messiah
  10. Ready for Battle (from Opening Night)
  11. So Long, Marianne (Leonard Cohen cover)

  12. Poses
  13. Dinner at Eight
  14. Cigarettes and Chocolate Milk
  15. Encore:
  16. Going to a Town

Encore:

  1. Hallelujah (Leonard Cohen cover)

  2. La complainte de la butte (Jean Renoir cover)