Tonight Will Be Fine à Song auf à Songs From A Room, 1969; à Live Songs, 1973; à Live At The Isle Of Wight Festival 1970, 2009. Ein Song, der von der Form her dem Sektor Country/Folk zuzuordnen ist. Ein adenoider Cohen beschreibt sein Musikzimmer auf Hydra und die ewige Anwesenheit seiner Geliebten im oberen Zimmer („die weiche nackte Dame“). Es fällt einem nicht schwer, sich vorzustellen, dass Johnny Cash dies singt, obwohl er wohl Cohens unmusikalisches Recordersolo (Recorder = ein einfaches Instrument, dass der Woodwind-Familie angehört) weggelassen hätte. Cohen hat – wenn überhaupt irgendwelche – nur wenige einfache und unkomplizierte Liebeslieder wie z. B. Bob Dylans „Lay Lady Lay“ geschrieben, aber dieser Song kommt dem am nächsten. Die Melodie ist harmonisch und melodiös, der Ton verführerisch, der Refrain – selten für Cohen – wiederholt eine Phrase „heute Nacht wird gut, wird gut, wird gut …“ Dann kommt der Haken an der Sache: „ …für eine Weile“. Cohen hat zugegeben, dass „Tonight Will Be Fine“ der erste echte Song war, den er geschrieben hat, und er enthält viele Elemente, die er während seiner ganzen Karriere wieder einsetzen wird – der sinnliche und elegische Ton, die scheiternde Beziehung, die Regenbogenmomente, die im Angesicht der Verdammnis ergriffen werden. In diesem Fall nimmt er alle Schuld für das Scheitern der Beziehung auf sich: „Du hast gingst einfach weiter mit der Liebe / ich ging zu schnell“. Er liefert außerdem dass, was nach allem, was man hört, eine getreue Beschreibung seiner Vorstellung von häuslicher Ästhetik ist. „Ich wähle die Räume / in denen ich lebe mit Sorgfalt / die Fenster sind klein / und die Wände nahezu nackt / es gibt dort nur ein Bett / und nur ein …“ – hier singt er „Gebet“, wo der Hörer „Stuhl“ erwartet. Diese Erwartungshaltung ist wahrscheinlich korrekt vom Sichtpunkt eines Innenarchitekten her, aber der unerwartete Wechsel ist ein gutes Beispiel für einen erfahrenen Dichter bei der Arbeit am Anfang seiner Songwriter-Karriere. Abgesehen davon, dass er den Reim trifft – ein lediglich technisches Erfordernis –, ruft er Erstaunen hervor (stets ein sehr nützlicher Effekt) und führt uns – ihre Bedeutung noch verstärkend – zu der nächsten Zeile, „ich lausche die ganze Nacht nach deinen Fußtritten auf der Treppe“. Genauso wie bei „Songs Of Leonard Cohen“ endet das Album damit, indem Cohen auf nonverbale Art singt. Diesmal ist der Ton jedoch süßer und weniger gequält, was die Qual, die den Rest des Albums prägt, noch viel stechender macht. Als er seinen Abschied nimmt, pfeift der Künstler im Dunklen vor sich hin, um seinen Lebensmut nicht zu verlieren. Dies ist der zweite Song für das Live-Album, den Cohen aus seinen auf dem 1970er Isle of Wight Festival gespielten Stücken aussuchte, und den er nach „Sing Another Song, Boys“ aus „Songs Of Love And Hate“ gespielt hatte. Die Originalversion dieses Songs war auf „Songs From A Room“, aber hier wird ein anderes Arrangement benutzt. Es besitzt, vor allem dank Bubba Fowlers Banjo, etwas viel mehr countrymäßiges, ein Hoe-down-Feeling, und Cohens Stimme ist bedeutend rauer (obwohl man fairerweise sagen muss, dass er um vier Uhr morgens auftrat und kurz zuvor aus einem Mandrax-gestützten Schlaf geweckt worden war).
All dies verpasst der Live-Version ein völlig anderes Feeling. Das melodische Verführerische des Originals geht verloren, das durch seine Süße den „für eine Weile“-Stachel am Ende des Songs aufbaute. Jetzt scheint der ganze Song von bitterem Sarkasmus durchdrungen zu sein, der den Stachel eher zeichnet als schärft. Die zwei zusätzlichen Strophen verstärken dieses Gefühl und beschreiben somit Cohens eigene geistige Verfassung und nehmen keinen Bezug auf die Frau, an die er sich in der Originalversion wendet. Cohen wurde vom Glück verlassen, und er scheut sich nicht, sein Selbstmitleid mit uns zu teilen. „Die Karten, die sie mir gaben beinhalteten keine Asse / Und die Pferde hören bei den Rennen nie auf mich“ mögen nicht gerade die elegantesten Zeilen sein, die er je zu Papier gebracht hat, aber wir können Dorman und Rawlins ganz sicher zustimmen, dass sie „die Stimmung des Verlassenen und eine allgemeine Niedergeschlagenheit entwickeln“.
Texttransformation & Wortprojektionen / Tonight Will Be Fine / Heute Nacht wird es gut werden
Heute Nacht wird es gut werden
Manchmal stelle ich fest, dass ich über die Vergangenheit nachdenke
Wir schworen einander damals, dass unsere Liebe sicher währen würde
Du machtest einfach weiter mit dem Lieben, ich machte eine Fastenkur
Nun bin ich zu mager, und deine Liebe ist zu groß
Aber ich sehe in deinen Augen
Und ich weiß, wenn ich dich lächeln sehe
Dass es heute Nacht gut werden wird
Gut werden wird, gut werden wird, gut
Für eine Weile
Ich suche mir die Räume, in denen ich lebe mit Sorgfalt
Die Fenster sind klein und die Wände beinahe nackt
Es gibt nur ein Bett, und es gibt nur ein Gebet
Ich lausche die ganze Nacht nach deinen Schritten auf der Treppe
Aber ich sehe in deinen Augen
Und ich weiß, wenn ich dich lächeln sehe
Dass es heute Nacht gut werden wird
Gut werden wird, gut werden wird, gut
Für eine Weile
Ach, manchmal sehe ich, wie sie sich für mich auszieht
Sie ist die weiche, nackte Dame, wie die Liebe sie erkoren
Und sie bewegt ihren Körper so tapfer und so unbefangen
Ich muss mich dran erinnern, wie gut diese Erinnerung ist
Aber ich sehe in deinen Augen
Und ich weiß, wenn ich dich lächeln sehe
Dass es heute Nacht gut werden wird
Gut werden wird, gut werden wird, gut
Für eine Weile