Wenn Wainwright, so wie im April 2018 in Reutlingen solo auftritt, begleitet er sich auf dem Klavier oder mit Gitarre selbst, überzeugt am Klavier stets mehr, aber immer durch eigenwilligen aber eingängigen Gesang und beeindruckender erzählerischer Dichte. Er singt auch: „I am so tired of America“, und entschuldigt sich für Donald Trump.
Im zweistündigen 2018er RUFUS WAINWRIGHT-Programm (mit 15 minütiger Pause) sind Stücke aus der von ihm für Robert Wilson vertonten Shakespeare-Sonette ebenso wie ein Best-of aus seinen Popsongs, Cover-Versionen sowie Stücke aus seinem geliebten Judy-Garland-Programm. Vor einem Dutzend Jahren wiederholte Rufus in der New Yorker Carnegie Hall das Comeback-Konzert, das Judy Garland dort 1961 gegeben hatte. „Erst als ich die Show immer wieder auf der ganzen Welt spielte, konnte ich von Judy loslassen. Ich war von ihr besessen. Ich liebe Judy Garland noch immer, aber sie ist in meiner Psyche nicht mehr so mächtig wie zuvor. Ihre Lieder heute zu spielen, ist meine Art, sie auf Abstand zu halten“.
Großer Epos wechselt sich mit großer Verehrung ab. Bevor im Konzert „Hallelujah“ am Klavier angestimmt wird, interpretiert er an der akustischen Gitarre mit „So Long, Marianne“ ein erstes Leonard Cohen-Cover des Konzertes. Bei „Candles“ erzählt er eine rührende Geschichte zur Erinnerung an seine verstorbene Mutter und mit dem Songwriterstück „Cigarettes and Chocolate Milk“ endet ein intimer Konzertabend voller Songwriterballaden, Saloonklimperei und Chopin-verwandter Pianofantasie, leichthändig, filigran und betörender Spielart. Stets im Vordergrund die extraordinäre Singstimme, ungekünstelt und dennoch voller Drama. – 20 Jahre Rufus Wainwright sind nicht genug, ein Rufus Wainwright-Konzert sind nicht genug.
STIMMEN-festival 2018
22.07. Lörrach, Stimmen-Festival, Rosenfelspark
Tickets:
https://burghof.reservix.de/events?q=stimmen