Adam Cohen, Sohn der kanadischen Singer/Songwriter-Legende Leonard Cohen, legt mit „We go home“ bereits sein fünftes Album vor. Für die neue Platte hat er sich etwas ganz besonderes ausgedacht: Die Aufnahmen entstanden mit rudimentärer Ausrüstung an Orten, die für Cohen eine persönliche Bedeutung haben, wie zum Beispiel im Familiensitz in Montreal und auf der Insel Hydra, wo er als Kind gespielt hat.
Cohen selbst erklärt die Idee wie folgt: „Der Gedanke, ein Album in trauter häuslicher Atmosphäre – barfüßig, manchmal mit nichts anderem als einer Schwimmhose oder einem Bademantel bekleidet – mit den Musikern meiner Tournee-Band, die für mich zu so etwas wie einer Familie geworden waren, und behelfsmäßigem Equipment aufzunehmen, bot mir sofort einen Hoffnungsschimmer, den mir kein professionelles Studio der Welt, kein noch so guter Session-Musiker und auch nicht das teuerste Equipment hätte geben können.“
Am 28. September, gerade einmal eine Woche nach dem 80. Geburtstag seines Vater, begab er sich auf eine kleine Promotion-Tournee durch Deutschland.
Nach seinem Berliner Konzert gab er im Wappensaal des Schlosshotels Gedern im Rahmen der HR1 Lounge-Konzerte eine Art Kaminfeuer-Konzert. Nach der offiziellen Setlist für ein einstündiges Konzert, das demnächst auf HR1 im Radio und morgen, 29.09.14 auf ARTE im Fernsehen gesendet wird, gab es noch einiges an Zugaben, wie z.B. „So Long Marianne“. Um neun Uhr fand der sympathische 42jährige schließlich zum Ende und gab noch Autogramme. Hier die Setlist des offiziellen Parts:
Einen Mitschnitt des Konzerts gibts am 13. Oktober 2014 in der hr1-LOUNGE in Concert.
Auf ARTE wird am 29.09.14
Mehr zu Adam Cohen auch auf www.leonardcohen.de unter THE NEXT GENERATION in der THE LITTLE ADAM COHEN SECTION. Anbei seine bisherigen Alben:
(1998)
(2005)
(2012)
(2014)
Anbei ein Artikel zu Leonard Cohens ersten Alben, resultierend aus Interviews mit Adam
1998,
2012
und
2014:
Jakob Dylan, Jeff Buckley, Chris Stills und nun auch Adam Cohen. Die Saat ihrer berühmten Väter Bob, Tim, Stephen und Leonard geht auf und die Söhne versuchen die künstlerischen Erbschaften anzutreten. Im Geschäfts- und Familienleben sind derartige ,,Übernahmen“ an der Tagesordnung, doch wie gehen Künstlersöhne damit um, an den Werken ihrer Väter gemessen zu werden?
,,Ich bin sehr stolz auf meine Eltern. Auch wenn meine Stimme nicht wie die meines Vaters klingt, bin ich von der Musik und den Texten meines Vaters sehr beeinflusst worden“, sagt der 1972 in Montreal geborene und ab dem fünften Jahr in Paris bei seiner Mutter ,,Suzanne“ aufgewachsene Sohn von Rockpoet Leonard Cohen. ,,Aber auch von meiner Mutter, die als Malerin in Paris lebt, habe ich viel gelernt. Es war wohl die Exzentrik und Freiheit, die ich von ihnen vererbt bekam, um mich ebenso künstlerisch zu betätigen.“
Talent dazu hat der mittlerweile 30jährige Sprössling. Mit Stephen Stills Sohn Chris gründete er Anfang der 90er Jahre die ,,Cohen-Stills“-Band. ,,Obwohl wir noch immer gute Freunde sind, trennten wir uns. Chris suchte den klassischen Rock, ich mehr den Weg des klassischen Songwritertums.“ Stoff für die musikalische Art, Geschichten zu erzählen gab es genug. ,,Als ich fünf Jahre alt war, trennten sich meine Eltern. Trotzdem gaben sie mir beide elterliche Wärme. Jeder auf seine Weise. Ich hatte das Glück viel zu reisen, viel zu sehen und von Musik, Malerei und Literatur umgeben zu sein. Mit 18 Jahren hatte ich einen schweren Autounfall. Mein Vater kam täglich an mein Krankenbett, so kam ich ihm näher und näher.“ Und verlorengegangene Lieben zu Frauen sind dem jungen Cohen auch nichts Unbekanntes mehr. Es war also wahrlich an der Zeit, das Talent, sich künstlerisch ausdrücken zu können, an die Öffentlichkeit zu bringen. Natürlich werden, ebenso wie es bei Jakob Dylan’s ,,Wallflowers“ der Fall war, die Leute nach Parallelen zum Vater suchen. Doch bis auf die Liebe zum Songwritung im Stile des ,,contemporary Folk-Rock“ ist ihnen nicht allzuviel ähnlich. Adams zwöl Songs auf dem schlicht ,,Adam Cohen“ betitelten Debüt klingen musikalisch durcharrangierter und seine Stimme wirkt zärter als die Songs seines Vaters. Das, was den Kreis zum Schliessen bringt, ist die autobiographische Note der Songinhalte. Die Songs wirken introvertiert, mystisch und romantisch zugleich, nur wesentlich grooviger. Thematisch greift er gerne die Liebe, die Sehnsucht, das Seelenleben eines jungen Mannes und sogar die ,,mènage à trois“ (,,Tell Me Everything“) auf. Stets aber ohne schwülstig, vielmehr glaubwürdig zu wirken.
,,Nein, ich möchte gar nicht klingen wie mein Vater. Dafür bin ich zu selbständig erzogen“, meint Adam. ,,Nur um nicht mit meinem Vater verglichen zu werden, hatte ich sogar die Idee, einen anderen Namen anzunehmen, doch das wäre Verleugnung gewesen und das wollte ich nicht.“ – Das braucht er auch nicht. Adam Cohen weist genug lyrisches und musikalisches Potential auf, um mit seiner eigenen Kunst zu bestehen.
Stört es Cohen Junior immer wieder auf seinen berühmten Vater angesprochen zu werden?
,,Nein, aber früh versuchte ich das Thema zu umgehen. Erst kürzlich änderte ich meine Meinung, weil ich dadurch die Möglichkeit habe, gut über ihn zu sprechen. Was mich früher lediglich störte, war die Tatsache, daß Journalisten zu meinen Konzerten kamen, nicht um über meine Musik mit mit zu sprechen, sondern nur um etwas über meinen Vater zu erfahren.“
Ist dennoch die Frage erlaubt, inwiefern du dich von ihm beeinflußt fühlst?
,,Ja, selbstverständlich. Es ist nicht so, daß ich nicht gerne über Dad spreche, nur möchte ich mich nicht als ,,Opfer“ fühlen. Es ist immer eine Frage des Respektes, den Gesprächführende vor einander haben sollten. Aber um zurück auf deine Frage zu kommen: ich denke er hat mich in allem beeinflußt, ohne jedoch jemals beeinflußen gewollt zu haben. Und genau das ist ihm gelungen. Ich denke, es ist eine gute Art so an Erziehung heranzugehen. Künstlerisch bin ich von vielem beeindruckt und wohl auch indirekt auch beeinflußt, was für seine Kunst steht:
Die Fähigkeit, einen in ungeahnt emotionale Landschaften zu entführen, das Akurate in der Wortwahl, die Liebe zu Details, das Finden transzendentaler Ebenen, das Berühren menschlicher Gefühlswelten.“
Nach dem Abgesang der grossen Songwriter geben Künstlernaturen wie die jungen Chris‘, Jakobs und Adams dem Ruf nach guten Songwriterpersönlichkeiten wieder neuen Nährboden. Auf dass die Saat aufgeht.