„Zeilen oder Brief eines Freundes zum Tode Leonard Cohens“
von Marcus Wadle
Die Nachricht vom Tod Leonard Cohens hat mich plötzlich und unerwartet erreicht,
am Freitag Morgen in den 7 Uhr-Nachrichten bei SR 3-Saarlandwelle.
Natürlich trifft einen die Nachricht eines Todes in vielen Fällen plötzlich und ohne Vorwarnung,
das Gefühl in diesem Moment und den Momenten danach ist aber immer irgendwie gleich,
manchmal intensiver, manchmal weniger intensiv, je nachdem welchen Bezug jeder einzelne zu der Person hatte.
Wir reden hier nicht von einem Verwandten oder engen Freund, geschweige denn von einem Familienmitglied, die uns sehr nahe stehen, so nahe wie kein Musiker es jemals sein wird und auch sein soll.
Für uns Musikliebhaber sind unsere Helden des Rock ´n´ Roll so weit entfernt, so unerreicht und trotzdem so nahe, da sie uns mit ihrer Musik ein ganzes Leben oder weite Strecken dieses begleiten und für den Soundtrack unseres Lebens sorgen.
Diese Verbundenheit zu einem Musiker lässt dann auch die Nachricht seines Todes emotional werden obwohl wir ihn nur aus Konzerten und von Schallplatten oder CD´s kennen.
Und trotzdem war da mehr, eine Verbindung oder eine Verbundenheit, die nicht wirklich zu erklären ist.
Musik berührt, dass wird in solchen Momenten immer wieder deutlich.
Dass die Zeit gekommen ist, in der die großen Protagonisten der Musikgeschichte von der Bühne treten und nicht mehr im Scheinwerferlicht stehen, nehmen wir wahr und akzeptieren es,
auch wenn es schwer fällt.
Mit der Nachricht vom Tod eines Musikers geht jeder einzelne von uns in diesem Moment anders um, je nach Beziehung zu ihm.
Manche von uns wissen auch noch nach Jahren wo sie erfahren haben, dass ihr Held nicht mehr da ist.
Dass ich mir merken konnte wo ich erfahren habe, dass Leonard Cohen gestorben ist,
ist keine Kunst weil es erst gestern war.
Warum auch immer weiß ich aber auch Jahre danach noch wo ich war als ich eine Todesnachricht von einem Musiker gehört habe?
Die Nachricht als Freddie Mercury starb, hab ich im Morgens im Schulbus gehört, ich weiß sogar noch wer neben mir saß.
Wo ich war als ich hörte, dass Michael Hutchence starb, weiß ich noch obwohl ich zu „INXS“ nie eine Zuneigung hatte. Da war ich mit meiner Mutter im Auto unterwegs.
Vom Tode David Bowies hab ich Morgens auf der Arbeit erfahren, als ich den Bildschirm des Rechners angemacht habe und die Startseite einer Nachrichten-Homepage zu sehen war.
Vom Tode Lou Reeds hab ich durch ein E-mail von Dir erfahren, das war Abends.
Jedoch hat mich die Nachricht vom Tode Leonard Cohens mehr getroffen als andere,
obwohl ich keinen großen Bezug zu seiner Musik habe, geschweige mich Fan nennen darf.
Wahrscheinlich ist es die Mischung aus seiner Musik und der Art wie er sich präsentiert hat, die mir imponiert hat, vielleicht war es auch seine Melancholie die er ausgestrahlt hat, sowohl als Mensch als auch in seiner Musik.
Vielleicht ist ein weiterer Grund, da ich um Deine tiefe Hochachtung zu ihm weiß.
Hinzu kommt, dass ich ihn hab kennenlernen dürfen und ich ihm die Hand reichen durfte.
Dieses Erlebnis ist in diesen Stunden und Tagen natürlich wieder sehr präsent und läuft immer und immer wieder wie ein Film ab, auch wenn es nur ein Kurzfilm ist, entsprechend der Dauer des Treffens mit ihm.
Mannheim, SAP-Arena, 12. Juli 2013, „Old Ideas“- Tour, Soundcheck früher Abend.
Du, Christof hast es möglich gemacht und so saßen wir in der Halle, jeder für sich in einer Reihe als einzige Zuhörer außer dem Tontechniker und lauschten den Klängen von Leonard und seiner Band.
Und dann kam er nach unten und machte sich auf den Weg in die Hallenmitte, begrüßte Dich freundschaftlich und kurz darauf wusste Leonard Cohen wer ich bin.
Als „Friend“ hast Du mich vorgestellt.
„Nice to meet you“ waren meine Worte als wir uns die Hand gaben, irgendwie schlicht aber alles andere wäre unglaubwürdig und aufdringlich gewesen.
Diese Minuten mit Leonard Cohen… sehr schwer zu beschreiben.
Irgendwie war es normal wie viele andere Treffen mit anderen Menschen auch, vielleicht weil Leonard Cohen so bescheiden wirkte, fast schüchtern.
Aber irgendwie war es dann doch kein Treffen wie so viele andere. Es war anders.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bedeutet mir dieser Händedruck und dieses Kennenlernen vielleicht mehr als wenn ich einen meiner Helden getroffen hätte, nämlich Bono, der mich mit seiner Band seit 20 Jahren durch mein Leben begleitet.
Leonard Cohen, es war mir eine Ehre…